Ein Gastbeitrag von H. Ebert
Seit den Unruhen im Nordkosovo Ende Juli 2011 blieben die Strassensperren der serbischen Bevölkerung im Norden Kosovos bestehen. Mit wenigen Ausnahmen sind die meisten Strassensperren durchfahrbar, jedoch bereit sofort wieder geschlossen werden zu können, um bei einer erneuten offensiven Aktion der polizeiliche Sondereinheit Kosovos (ROSU) schnell die wichtigsten Zufahrtsstrassen in die von Serben bewohnten Gebiete sperren zu können. Faktisch konnte die KFOR sich seit anfangs Jahr wieder überall hinbewegen. Dies galt jedoch nicht für die EULEX, deren Zugang in den Norden stark eingeschränkt war. Alle bisherigen Versuche der KFOR Strassensperren zu entfernen, führten zum Aufbau neuer Strassensperren und zu Gewalteskalationen. Beispielsweise wurde beim Versuch der KFOR Ende November 2011 eine Strassensperre in Zupče zu entfernen der deutsche Kommandant der Operational Reserve Force (ORF), Oberstleutnant Klaus Glaab, und ein weiterer Soldat durch je einen Schuss verletzt (vgl.: Renate Rusche und Christian Fröhlich, “Thüringer Soldaten im Kosovo angeschossen“, Thüringer Allgemeine, 29.11.2011).
Am Freitag Morgen, 01. Juli 2012, riegelte die KFOR mit einem Grossaufgebot die Zufahrt zum Dorf Rudare (wenige Kilometer nördlich von Kosovska Mitrovcia) ab um eine Strassensperre auf einer von der KFOR definierten Hauptversorgungsroute zu entfernen. Wie üblich gingen in den näheren grösseren Ortschaften die Sirenen los und die Bevölkerung sammelte sich in grosser Anzahl (gemäss Augenzeugenberichte rund 500 Personen) um die Entfernung der Strassensperre zu verhindern. Dabei kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, wobei zwei Bundeswehrsoldaten durch Schüsse verletzt wurden. Einer der beiden Männer musste wegen einer Wunde am Oberarm zur weiteren Behandlung in ein Lazarett gebracht werden. Der Andere wurde am Ohr verletzt und konnte vor Ort behandelt werden (Quelle: “Zwei deutsche Soldaten verwundet“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.06.2012). Auf der Seite der Bevölkerung wurden vier Serben verletzt, einer davon durch einen Schuss.
International missions have started their showdown with Serbs, and in order to protect ourselves, we must defend ourselves with barricades. Kosovska Mitrovica residents have been completely blocked by KFOR’s operation that severed all communication with central Serbia. For as long as that persists, the citizens will not allow KFOR and EULEX to move freely. We expect the same decision to be made by three other municipalities [in northern Kosovo]. — Bürgermeister von Kosovska Mitrovica (Nord), Krstimir Pantić zitiert in “North calm after clashes, KFOR withdraws“, B92, 01.06.2012.
Wie sich nun anhand von Fotos der Multinational Battle Group – East (MNBG-E) zeigt, entfernte ein Schweizer “Freedom of Movement Detachtment” (zusammengesetzt aus einem Sicherheitselement, einem Team zur Kampfmittelbeseitigung und genietechnischen Mitteln) die Strassensperre bei Dudin Krsh, südlich von Rudare. Auf der offiziellen Seite der SWISSCOY ist weder etwas über die Räumung der Strassensperre durch die SWISSCOY, noch über die Zusammenstösse zwischen der KFOR und der lokalen Bevölkerung von letztem Freitag zu finden – scheint nicht weiter wichtig zu sein…
Weitere Informationen
Gemäss Oliver Ivanović, Staatsekretär im serbischen Ministerium für den Kosovo, versuchte die KFOR bei dieser Aktion das institutionelle Vakuum nach den Wahlen in Serbien auszunutzen. Die gegenwärtigen Probleme im Norden Kosovo könnten jedoch nicht durch das Entfernen von Strassensperren beseitigt werden. (Quelle: “KFOR cannot solve problem by removing barricades“, B92, 02.06.2012.)
Hier noch die offiziellen Wochennews vom 28.05.-02.06.2012:
Ich denke, jeglicher Kommentar erübrigt sich….
Typisch Swisscoy. Im Süden wird Steuergeld verschleudert, in den Medien wird heile Welt gepriesen (was es dort auch +/- ist), während die richtigen politischen Probleme des Nordens völlig ignoriert werden – leider sind im Norden aber die einzigen nicht selbstgeschaffene Probleme denen man sich annehmen sollte. Das Swisscoy budget sollte man besser brauchen um die LMT Truppen im JRD-N zu verstärken.
Ein Erfahrungsbericht eines Bundeswehrsoldaten im Norden Kosovos der bei dieser Aktion dabei war: